Urs Widmer, geboren am 21. 5. 1938 in Basel als Sohn des Gymnasiallehrers und Übersetzers Walter Widmer. Studium der Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. 1966 Promotion mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa („1945 oder die ‚Neue Sprache‘“). Danach Verlagslektor im Walter Verlag (Olten) und im Suhrkamp Verlag. Ab 1967 Wohnsitz in Frankfurt/M.1984 Rückkehr in die Schweiz. Er war Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste, Frankfurt/M., und seit 1995 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Übersetzungen vor allem aus dem Französischen und Amerikanischen. Er starb am 2. 4. 2014 im Alter von 75 Jahren nach schwerer Krankheit in Zürich.
* 21. Mai 1938
† 2. April 2014
von Jörg Bong, Michael Koetzle, Thomas Schaefer
Essay
Als Urs Widmer 1968 mit „Alois“ sein Prosadebüt gab, erblickte die westdeutsche Kritik in der knapp achtzig Seiten langen Erzählung eine Seltenheit im „Gleichschritt des Ernstes gegenwärtiger deutscher Literatur“. Die Rezensenten bescheinigten dem Autor Fantasie und Reflexionsvermögen und hoben besonders Originalität und Witz des Buches hervor. In „Alois“ hatte Widmer jedoch ein Erzählkonzept angelegt, das durch diese Prädikate nicht adäquat beschrieben war. Auch die in unmittelbarer Folge publizierten Prosaarbeiten entsprachen konsequent diesem Prinzip und entwickelten es weiter, dennoch wurden Widmers Arbeiten lange Zeit ...